Nach zwei vollgepackten Arbeitstagen Anfang der Woche habe ich nun seit Beginn meines Praktikums im November meine ersten Urlaubstage verbracht, und da mich genauso wie Sina am anderen Ende der Welt wieder das Reisefieber gepackt hat, bin ich dem hektischen Treiben der 4-Millionen-Metropole für eine paar Tage nach Tasmanien entflohen.
Das eigentliche Ziel der Reise war das MS Fest in Launceston, einem Benefizfestival für Menschen mit Multipler Sklerose. Um wenigstens die Hauptstadt Tasmaniens einmal gesehen zu haben, bin ich zuerst nach Hobart geflogen - dort leben 200.000 Menschen, es kommt einem entsprechend klein, dafür aber sehr gemütlich vor.
Das Highlight der Stadt ist sicherlich der Hafen, ansonsten gibt es nicht viel zu sehen - dafür war ich in einem der besten Hostels meiner Reise, weshalb ich den Aufenthalt sehr genossen habe.
Zugegeben, der erste Eindruck war etwas zwiegespalten - das Gebäude hat schon ein paar Jahr auf dem Buckel und das war nicht zu übersehen, hier und da knarzt es und mein Zimmerkollege war ein Franzose der, Überraschung, kaum ein Wort Englisch konnte - keine Seltenheit. Dafür war das Hostel aus sozialer Sicht ein Volltreffer - sehr freundliche und hilfsbereite Menschen an der Rezeption (u.a. jemand der auch zum MS Fest gefahren ist), supermarktähnliche Getränkepreise an der hauseigenen Bar, ein großer und trotzdem gemütlicher Gemeinschaftsraum ohne Ruhezeiten und nette Leute aus der ganzen Welt, u.a. Brasilien, Israel, Kanada und Australien. Das war hier umso wichtiger, da Hobarts Nachtleben unter der Woche recht überschaubar ist - um nach um 10 noch eine offene Bar zu finden, braucht es schon einen guten Insidertipp.
Den Donnerstag habe ich dann komplett auf Bruny Island verbracht, einer (gar nicht so) kleinen Insel, die mit der Fähre in 15 Minuten erreicht ist. Bruny Island ist etwa so groß wie Singapur (5 Mio. Einwohner), allerdings wohnen hier nur 650 Menschen und vermutlich 10 mal soviele Schaafe. Wer solche Zahlenspiele mag darf sich noch merken, dass Tasmanien etwa die Fläche Sri Lankas hat, wobei Sri Lanka auf dieser Fläche soviele Einwohner wie ganz Australien unterbekommt.
Das Tageshighlight war eine Bootstour entlang der Küste Bruny Islands, zu sehen gab es auf der 3-stündigen, rasanten Fahrt z.B. Seelöwen, die mit ca. 200m zweithöchsten Klippen der Südhalbkugel, verschiedenste Vogelarten, stille Binnengewässer und raues Ozeanklima. Einen kleinen Eindruck der Reise bietet euch dieses Video:
Sehr beeindruckend und etwas mystisch war dieses Naturschauspiel:
Cheers, mate! |
Flaschenhals - aber viele Leute kommen hier eh nicht vorbei... |
Leider nur zu erahnen - hier versteckt sich ein kleiner Pinguin |
Das war’s dann auch schon mit Hobart - nach einem weiteren lustigen Abend im Hostel ging es Freitag früh mit dem Bus nach Launceston - nicht unbedingt der Nabel der Welt. Die Stadt ist recht hübsch aber sehr verschlafen, und leider habe ich auf Tasmanien neben dem schönsten auch das mit Abstand unfreundlichste und unverschämteste Hostel meiner ganzen Reise erleben müssen - der äußere Eindruck trügt.
Gleich am Eingang steht in großen Lettern “Non-drinking Hostel”, worauf man offenbar sehr stolz ist - dass der Aufenthaltsraum menschenleer ist und die Blicke der meisten Besucher ebenso leer sind, scheint hier keinen zu stören.
Doch das war bei Weitem nicht das einzige Problem - zwar waren die Zimmer (nicht aber die Badräume) fast klinisch rein, dafür gab es weder Internet noch Schließfächer. Immerhin hatte ich nun erstmals Verwendung für mein Laptopschloss... Überall hängen Schilder die einem das Gefühl geben, permanent gegen irgendetwas zu verstoßen und das Personal war an Unfreundlichkeit kaum zu überbieten. Freitag Nacht wollten zwei Kollegen einen Pub aufsuchen und haben an der noch besetzten Rezeption gefragt wo dieser ist. Antwort: “Reception has closed 10 minutes ago, I can show you tomorrow.”
Das absolute Highlight war dann die vergangene Nacht, in der praktisch das halbe Hostel mitten in der Nacht rausgeschmissen wurde, alle anderen wurden zumindest mehrfach geweckt. Laut den netten Schildern war “a drink with your meal” ja akzeptierbar, böse Blicke gab’s trotzdem. Zufällig habe ich gestern im Gang noch ein paar Kollegen getroffen, die mich auf ein Bier in ihrem Zimmer eingeladen haben - kein Dorm, sondern ein privates Doppelzimmer. Das Wort Privatssphäre kennt die Hostelleitung allerdings nicht, irgendwann kam der Chef vorbei und wollte einen Blick ins Zimmer werfen und fühlte sich bestätigt, als er ein paar Bierflaschen erblickte - wie im Landheim in der 7. Klasse. Wir haben das Ganze dann aufgelöst und haben geschlafen, bis der gute Mann gegen 3 Uhr nachts an sämtliche Türen geklopft hat, um die Zimmer zu kontrollieren - er hatte ein paar unerlaubte Besucher entdeckt und musste nun sicher gehen, dass er alle erwischt hat.
Mein Zimmer hatte zudem noch einen Spezialfall - zwei Australier waren recht betrunken heimgekehrt, einer war in der Küche eingeschlafen und daraufhin schon aus dem Hostel geflogen, während sein Kollege friedlich in seinem Bett schlief. Als er geweckt und über seinen Kollegen informiert wurde, antwortet er mit den Worten “I’ll give you a piece of my mind tomorrow” - das wiederum wurde vom Gastherren als Drohung ausgelegt und auch dieser Gast sollte nun gehen - wir hatten es inwzischen um 4. Er ließ dann die Polizei rufen, die nach einer Stunde schließlich eintraf und ihn nach draußen begleitete - der Chef schaute vorsichtshalber halb und um 6 nochmal im Zimmer vorbei um sicherzustellen, dass der Kollege nicht zurückgekehrt ist. Zwischendurch hat er mich noch geweckt um mich darauf aufmerksam zu machen, dass eine Katze unter meinem Bett liegt - mein Fehler?
Heute ging’s in diesem Ton munter weiter. Nicht nur, dass das Bettzeug nochmal extra kostet, auch wenn man das Gepäck am Abreisetag verstauen will werden $3 fällig. Nachdem man bezahlt hat, wird man auch aufgeklärt, dass Laptops nicht angenommen werden können - Pech gehabt. Da ich heute den ganzen Tag in Launceston Zeit hatte und eine kleine Wanderung machen wollte, habe ich also noch meinen Laptop und alle anderen Wertsachen mit mir rumschleppen müssen. Trotzdem war der Tag ganz nett, in nur 20 Minuten erreicht man zu Fuß eine bergige Gegend mit schönen Aussichtspunkten, ich lass euch an dieser Stelle mit den Bildern allein...
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Und ja, ich war natürlich auch beim Festival! Obwohl die Rahmenbedingungen sehr verschieden sind, gleichen sich die Bilder im Vergleich zu deutschen Festivals doch erstaunlich stark. Alkohol ist nicht nur eine teure Angelegenheit - die billigste 0,33l Dose gibt’s für $7,50 - sondern auch nur in bestimmten abgegrenzten Bereichen (“Wet areas”) erhältlich und muss dort konsumiert werden. Sonstige Drogen sind keine gute Idee, da die Polizei auf dem Festivalgelände mit Spürhunden umherläuft. Dennoch trifft man an allen Ecken und Enden völlig fertige Menschen, die ein halbes Vermögen ausgegeben haben müssen, um diesen Zustand zu erreichen.
Völlig nüchtern und ohne das gewohnte Zeltlager habe ich so also vermutlich zum ersten mal alle Künstler gesehen die ich sehen wollte, davon gibt es hier zum Abschluss noch eine Portion Bilder. Morgen geht für mich der Arbeitsalltag weiter, aber am kommenden Wochenende warten schon wieder 3 vielversprechende Konzerte - gehabt euch wohl, wir sehen uns im Juli!
Hauptbühne am Vormittag |
Bar: P18 only |
...vorher muss man hier vorbeischaun |
Polizei auf Patrouille |
Lowrider live |
Solo & DJ Adit aka Horrorshow |
Drapht... |
...und was danach übrig blieb |
Sunset with Urthboy |
Das Ende einer unfassbaren Liveshow |
Bliss N Eso rocken die Hauptbühne vor 14.000 Leuten - leider mit miesem/viel zu leisem Sound |
...fang mich doch: Wenig später startete eine lustige Verfolgungsjagd der Securities auf dem Dach des Electro-Zelts |
Hagi