25 Januar 2011

Lebenszeichen


Es ist viel passiert, aber trotzdem gibt es eigentlich garnicht so wahnsinnig viel zu erzählen - ich möchte euch nicht mit der Aufzählung aller Konzerte langweilen, denn so gut mir die Künstler auch gefallen, so wenig dürften euch die ganzen Namen bekannt vorkommen. Mit einem ganz besonderen Konzert fange ich dennoch an, Public Enemy. Stolze $70 hat der Spaß gekostet, dafür gab es aber auch knapp zweieinhalb Stunden energiegeladene Live-Show der Veteranen plus eine halbe Stunde feinsten Support von Ozi Batla, hier im Bild:

Who am I? An Ozi Batla...
The Legendary: Chuck D & Flavor Flav

Public Enemy haben die Bühne mit einer beeindruckenden Entourage gestürmt, von überdimensionalen Ghettoblastern bis zur Liveband wurde alles geboten. Zudem hat Flavor Flav versprochen, nie wieder bei VH1 (der Sender, der für die unsägliche Show “Flavor of Love” verantwortlich war) aufzutauchen, außer sie spielen wieder Musikvideos - hoffen wir das beste.


Einen meiner freien Tage nach Neujahr habe ich dazu genutzt, mir ein Bild von der University of New South Wales zu machen. Wer rund $15.000 pro Semester übrig hat (die genaue Summe variiert je nach Studiengang), ist herzlich willkommen hier zu studieren. Wer gute Collegeleistungen vorweisen kann hat gute Chancen, die horrenden Studiengebühren ausgelegt zu bekommen, im Gegensatz zum deutschen Bafög muss allerdings nach dem Studium (unabhängig vom Erfolg/Abschluss) der volle Betrag zurückgezahlt werden, zumal natürlich ganz andere Summen zusammen kommen als beim Bafög-Zuschuss. Der Campus wartet u.a. mit einem Kunstwerk namens “Unbreakable Clock” auf, s. Bild oben. Wer nun die Uhrzeiger vermisst - nur wenige Tage nach der stolzen Enthüllung haben ein paar betrunkene Studenten bewiesen, dass sie sehr wohl “breakable” ist.


Ähnliches Gespött muss dieses Gebäude ertragen - ein Glockenturm ohne Glocke, weil keine passende gefunden werden konnte bzw. der Turm das Gewicht nicht tragen könnte. Da bekommt man eine Ahnung, warum das Studium so teuer ist...


Wohnheime sind in Deutschland eher ein wohlwollendes Angebot für Studenten, eine günstige Unterkunft in Campusnähe zu finden - in Sydney ist es der blanke Luxus, wenngleich die Gebäude nicht danach aussehen. Einen genauen Preis wollte oder konnte mir keiner nennen, aber es sei deutlich teurer als eine normale Wohnung in der Umgebung und deren wöchentliche Mietpreise übersteigen schon gerne einmal die übliche Monatsmiete einer deutschen Wohnung. Es ist daher nicht unüblich, während des Studiums und danach (man muss schließlich die Schulden zurückzahlen...) noch bei den Eltern zu wohnen. Ich bin übrigens nicht einfach auf gut Glück zur Uni spaziert, sondern ich hatte das Glück, den jährlichen Info Day zu erwischen, inklusive kostenloser Speisen und Getränke. Ein herzliches Dankeschön an die (auch dafür) zahlenden Studenten.



Ich entlasse euch noch mit einer Bilderreihe vom gestrigen Sonnenuntergang, beobachtet aus knapp 300m Höhe vom Sydney Tower!
Hagi







04 Januar 2011

Sydney Wildlife


Da ich zwischen Weihnachten und Silvester durchgehend gearbeitet hatte, habe ich nun ein paar mehr freie Tage, der Arbeitsalltag 2011 geht erst am Donnerstag los. Ich glaube ich habe noch nie in meinem Leben soviel und so intensiv neue Musik gehört wie in den letzten 2-3 Tagen, außerdem weiß man iTunes immer mehr zu schätzen, je länger man von seiner CD- und Plattensammlung getrennt ist. Vermutlich habe ich auch zum ersten Mal in meinem Leben in einem Monat mehr Geld bei iTunes als für herkömmliche Tonträger ausgegeben, schließlich muss ich alles was ich hier kaufe ja auch wieder zurück nach hause bekommen und günstiger ist es auch.


Als sehr guter Ratgeber für neue Musik und besonders Events hat sich das Drum Media Magazine herausgestellt, das wöchentlich erscheint und kostenlos ist - ein guter Ausgleich für fehlende oder zumindest dürftige Online-Angebote und ein prima Begleiter für lange Zugfahrten.


Meinen freien Montag habe ich dazu genutzt, den Sydney Wildlife-Zoo zu besuchen, der mitten in der Stadt direkt am Darling Harbour gelegen ist. Leider war es ziemlich voll, weil der Montag ja hier ein Nachhol-Feiertag war und sicherlich auch noch viele Silvester-Touris hier sind, aber ich habe es nicht bereut. Ich versuch mich mit meinen Kommentaren kurz zu fassen, dafür gibt es sehr viele Bilder zu bestaunen:



Na, findet ihr das Tier?


Sydney Funnel Web aka eine der gefährlichsten Spinnen der Welt, leider nicht fotogen

No comment



Die kennt ihr schon aus dem letzten Blog



Die meisten abgebildeten Schlangen sind ungiftig, allerdings sind zwei Drittel der in Australien lebenden Schlangen giftig, im Gegensatz zur weltweiten Quote von nur einem Drittel. Glücklicherweise sollen praktisch alle davon sehr menschenscheu sein und nur unter penetranter Provokation zum Angriff übergehen - ich glaub diesen Berichten einfach mal. Fünf der zehn giftigsten Schlangen der Welt leben in Australien, darunter auch die Top 3 dieser Liste, angeführt von der Inland Taipan, deren Gift eines Bisses ausreicht, um 100 Menschen (ohne Behandlung durch ein Gegengift) oder wahlweise 250,000 Lebewesen der Größenordnung eines Hasen zu töten. Oben zu sehen ist die Nummer 2 der Gift-Liste, die Eastern Brown Snake.






Koalas wohin man blickt

Dieser Kollege erinnert mich etwas an Roberts Pitbull-Gecko (R.I.P.)


Kängurus beim Chillen




Die Vielfalt der Tierarten ist immer wieder schön zu sehen, auch wenn man einigen Exemplaren möglichst nicht in freier Wildbahn (oder in den eigenen 4 Wänden) begegnen möchte. Schwer beeindruckend ist aber auch zu sehen, wie die menschliche Spezies konsequent selbstverständliche Schilder wie "Kein Blitz" oder "Nicht an die Scheiben fassen" ignorieren kann.

Als kleinen Nachtrag kann ich heute den Downloadlink zu meiner ersten iPhone-/iPad-App präsentieren. Leider ist "BeerBuddy" nur im australischen App-Store erhältlich, auch die Hauptfunktionalität (Suche nach Brauereien und deren Vertriebspartnern) ist nur in Australien sinnvoll nutzbar, aber wer trotzdem einen Blick darauf werfen möchte, klickt hier. Zum Ansehen im Store reicht es, sich mit dem deutschen Account auszuloggen, zum Download müsst ihr euch einen australischen Account anlegen. Dazu braucht ihr eigentlich eine australische Kreditkarte, aber es funktioniert auch, wenn ihr den Bezahlservice payclick (funktioniert ähnlich wie PayPal oder Click&Buy) als Zahlungsweise angebt. Dort kommt ihr zwar ohne australische Kreditkarte auch nicht weiter, aber der australische iTunes-Account wird erstellt und ihr könnt kostenlose Apps laden. BeerBuddy wird bald kostenpflichtig, also lasst euch nicht zu lange Zeit.


Für die Aussie-Facts, Pt. X, bleiben wir beim Thema Bier. Ich habe eine ganze Weile gerätselt, was die mysteriösen "Standard Drinks"-Label auf den alkoholischen Getränken für eine Bedeutung haben. Tatsächlich ist dies als Hilfe gedacht, sich möglichst genau an die erlaubte Promillegrenze beim Autofahren heranzutrinken: 1.0 Standard-Drink pro Stunde sollen es sein, um fahrtauglich zu bleiben. Wird man angehalten zählt natürlich der tatsächlich gemessene Promillewert (erlaubt sind wie in Deutschland 0,5 Promille), aber so eine Motivation zum Trinken & Autofahren finde ich schon merkwürdig. Ich hab hier kein Auto, daher darf ich diese Schildchen getrost ignorieren :)

Hagi

Endlich vorbei...


Nein, die Überschrift bezieht sich nicht auf 2010. Wenn man sich so umhört, gehört 2010 ja nicht unbedingt zu den beliebtesten Jahren, aber ich kann mich nicht beklagen. Ich bin noch nie soviel gereist, war in 8 Ländern auf 4 Kontinenten, hatte einen sehr erfolgreichen Einstieg in mein Hauptstudium und auch meine Auslandspläne sind in letzter Minute aufgegangen - wie ihr wisst, habe ich viel Freude an meinem Praktikum.


Die letzten 1-2 Wochen waren dann aber doch ein bisschen seltsam bzw. einsam. Einerseits vermisst man zu Weihnachten & Silvester Freunde und Familie natürlich etwas mehr als sonst, und Andererseits waren fast alle Leute die ich hier bisher kennengelernt habe selbst bei ihren Familien oder anderweitig verreist. Dafür habe ich ein paar sehr geruhsame Tage verlebt, was sicherlich auch einmal notwendig war.


Silvester habe ich mich dann einfach auf den Weg in die Innenstadt gemacht, um mir das Feuerwerk vor der weltberühmten und immer wieder beeindruckenden Kulisse mit dem Opernhaus und der Harbour Bridge anzuschauen. Ich bin pünktlich zum Familienfeuerwerk um 9 angekommen, scharfe Fotos waren allerdings ohne Stativ nicht ganz einfach - ich denke es sind trotzdem ein paar seheswerte Schnappschüsse dabei.


Das Viertel "The Rocks", unmittelbar am Hafen zwischen Oper und Brücke gelegen, war natürlich an diesem Abend gut besucht, aber ich hätte es mir eigentlich schlimmer vorgestellt, mit etwas Geduld kam man jedenfalls ans gewünschte Ziel. Wobei die Australier diese Gebiete natürlich meiden, demnach war alles von Touristen überlaufen und damit war es auch vorbei mit zuvorkommenden Menschen, vielmehr wurde an allen Ecken und Enden geschubst und gedrängelt. Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, wie sehr sich erwachsene Menschen (und damit meine ich nicht diejenigen, die gerade 18 geworden sind) in der Öffentlichkeit daneben benehmen können.


Um das Feuerwerk gut zu sehen, musste man in einen der vielen abgesperrten Bereiche kommen. Da war ich halb 10 gerade noch rechtzeitig, denn die Tore wurden recht schnell geschlossen - war man einmal drin war das sehr angenehm, da durchaus noch Luft und Platz zum Bewegen blieb. Die verbleibenden 2,5 Stunden habe ich u.a. damit verbracht, mich für meinen ersten australischen Döner (der hier eher einem Mini-Dürüm gleichkommt) anzustellen.

Lights on
Lights off


Dönermänner dieser Welt, kommt nach Sydney, hier wartet das Geschäft eures Lebens! Sowohl bei der Geschwindigkeit als auch bei der Qualität ist man von den deutschen Dönerläden ganzschön verwöhnt (beim Preis fang ich garnicht erst an). Während in Deutschland bspw. die Soße als Markenzeichen einer guten Dönerbude gelten kann, stehen hier einfach alle bekannten Soßen aus dem Supermarkt auf dem Tresen...


In der Wartezeit bis Mitternacht wurde ich von drei sehr betrunkenen Franzosen gut unterhalten, die trotz alkoholfreier Zone ihre Vorräte einschleusen konnten. Aber nun erstmal eine kleine Schreibpause, die Bilder sprechen für sich:




Leider nur zu erahnen: Harbour Bridge hinter den Bäumen



Besonder schön war, dass das Feuerwerk über die ganze Stadt verteilt, aber aufeinander abgestimmt war. Man wusste meistens garnicht wo man nun hinschauen soll...


Etwas ernüchternd war dann der Rest des Abends. An die Regelung, dass man kein eigenes Feuerwerk haben/zünden darf, wurde sich zumindest in der Innenstadt praktisch ausnahmslos gehalten und so war es das ruhigste Silvester das ich je erlebt habe. Dafür war die Heimfahrt mit der Bahn ein kuscheliges Erlebnis, wie man auf dem Bild oben vielleicht erahnen kann.


Das war also Silvester 2010/2011 - nächtes Jahr werde ich den Jahreswechsel auf jeden Fall wieder im Freundeskreis verbringen. Trotzdem war es ein schönes Erlebnis und ich hoffe ihr seid alle gut und verletzungsfrei ins neue Jahr gekommen. Frohes Neues!

Hagi

P.S.: Die Schlange oben weist schonmal darauf hin, dass gleich noch ein weiterer Blog folgt, haltet die Augen offen!