03 Januar 2014

Ruhe vor dem “Sturm”


Guter Vorsatz fürs neue Jahr: Regelmäßiger Bloggen. Auf geht’s! Nach den doch recht hektischen Tagen in Bangkok und Ho Chi Minh City tat die Ankunft in Perth sehr gut. Die Stadt wirkt trotz ihrer knapp 2 Millionen Einwohner ziemlich verschlafen und viel zu erleben gibt es auch nicht, dafür aber zahlreiche Traumstrände und etwas Street Art.


Besonders die australische Hilfsbereitschaft wurde sofort wieder deutlich: Den Airport-Bus habe ich zum Nulltarif bekommen, weil der Fahrer kein Wechselgeld zur Hand hatte. Außerdem konnte ich endlich wieder ohne gesteigertem Misstrauen mit Menschen kommunizieren, insbesondere auch Taxifahrern. Die weisen einem in Perth auch gern den Weg, ohne anschließend darauf zu bestehen, den 15-Minuten-Fußweg durch eine 15-Minuten-Fahrt inkl. Stadtbesichtigung zu ersetzen. Klar war dagegen auch, dass ich nun wieder etwas genauer aufs Geld achten muss und womöglich nicht früh/mittags/abends warm am Straßenrand essen kann, ohne dafür mehr als $5 auszugeben. Besonders die Hostelpreise haben mich ein wenig erschrocken: Statt $5 für ein Doppelzimmer wird man in Australiens Großstädten schnell $40 für ein Bett im 8er-Dorm los. Dem Hostel in Perth muss ich zugutehalten, dass in dem Preis alles Erdenkliche (Internet, Waschmaschinen, Essen, Drucken,…) enthalten und die Atmosphäre top war.


Wie eingangs erwähnt ist die Anzahl der Sehenswürdigkeit in Perth begrenzt, aber vor der Küste liegt die wunderschöne Insel Rottnest Island, die zu einem Tagesausflug einlädt. Am besten lässt sich die Insel mit dem Fahrrad erkunden, wenngleich die Reisegeschwindigkeit durch zahlreiche steile Hügel eingeschränkt wird. Nach einer erschöpfenden Fahrt wird man dafür wieder und wieder mit malerischen Stränden belohnt, an denen man nicht vollkommen einsam, aber doch fast alleine ist. Urlaub, wie er im Buche steht.


In den vier Tagen Perth habe ich noch einen Ausflug in das nahegelegene Fremantle unternommen und auf dem Hinweg Cottesloe Beach gleich mit abgehakt, den beliebtesten Badestrand der Gegend mit mannshohen Wellen. Fremantle ist sehr überschaubar. Da ich aufgrund des Strandabstechers erst im späteren Nachmittag angekommen bin, hatten die meisten Shops und Restaurants bereits geschlossen, ebenso das Meeresmuseum, sodass das Städtchen ein wenig ausgestorben wirkte. Auf der Habenseite können sowohl Fremantle als auch Perth einen kostenlosen Bus verbuchen, der die komplette Innenstadt (im Fall von Fremantle: alles) abdeckt.

Central Station, Sydney

Am 15. November war ich schließlich zurück in Sydney, meiner alten Heimat sozusagen. Dabei waren die ersten Tage etwas holprig: Einige meiner Freunde sind online nur schwer erreichbar, also brauchte ich zunächst eine australische SIM-Karte, um sie telefonisch zu kontaktieren. Untergekommen bin ich abwechselnd in verschiedenen Hostels und in der WG eines Kumpels, wobei die zentral gelegenen Hostels nicht gerade mit ausgewogenen Preis-Leistungs-Verhältnissen geschweige denn einer familiären Atmosphäre glänzen. Auch das Wetter hat mir kein besonders herzliches, aber dennoch bekanntes Wiedersehen bereitet: Regen, Regen, Regen…

Also habe ich die Tage zum Kontakte Knüpfen bzw. Wiederherstellen genutzt: Mein ehemaliger Chef Patrick hat mich mit einer SIM-Karte ausgestattet, dafür habe ich ein wenig bei seinem iPhone-Workshop ausgeholfen und die aktuelle Praktikantentruppe kennengelernt. Einen Tag darauf habe ich bei einem monatlich stattfindenden Entwicklertreffen bei Google ein paar bekannte Gesichter wiedergesehen, und schließlich meine ehemalige Mitbewohnerin und gute Freundin Jes getroffen. Mein Timing in Sydney hätte besser kaum sein können, denn das wunderbare Label Elefant Traks hat gerade sein 15-Jähriges gefeiert und in diesem Rahmen eine ganze Reihe von Events auf die Beine gestellt.

Den Auftakt der Festivitäten hat ein BBQ-Nachmittag mit DJs gemacht, bei dem ich einen weiteren Kumpel “von damals” (zufällig) getroffen habe. Der wiederum hatte gerade ein freies Zimmer, in das ich am nächsten Tag eingezogen bin.

One Day Sundays: Elefant Traks Special

Mein neuer Mitbewohner hatte gleich noch eine Überraschung für mich: 2 Tickets für ein Radiokonzert von Bliss N Eso, die sonst vor 5.000 - 10.000 Leuten spielen. Zu dem Radiokonzert waren hingegen nur knapp 300 Leute geladen, alle Tickets wurden im Radio verlost und neben dem kostenlosen Konzert gab es noch Freigetränke und Häppchen.

Exklusive Atmosphäre

Im Laufe der nächsten Tage habe ich zahlreiche weitere Konzerte erlebt, darunter auch die beiden Hauptevents der 15-Jahr-Feier von Elefant Traks, für die ich mir bereits vor Antritt der Reise in weiser Voraussicht Karten gesichert hatte. Während das Freitags-Konzert vor etwa 1.000 Leuten stattfand, wurden für den Samstag (mit unterschiedlichem Lineup) nur 250 Tickets verkauft, die innerhalb weniger Stunden vergriffen waren. Die Location war nur unweit von den Büros des Labels entfernt, sodass nach den Live-Auftritten noch in den Büroräumen bis in die frühen Morgenstunden weitergefeiert wurde. Ein absolut unvergesslicher Abend mit durchgängig guter Musik.

 

Die nächste Station meiner Reise waren die Blue Mountains. Der Nationalpark ist nur 2 Stunden Zugfahrt von Sydney entfernt, aber dennoch habe ich es während meines ersten Sydney-Aufenthalts nie dahin geschafft. Nur wenige Wochen zuvor hatten Buschfeuer die Region massiv bedroht, letztlich sind zumindest die größeren Ortschaften relativ glimpflich davongekommen. Für die Betroffenen fand Anfang Dezember ein großes Benefizkonzert statt, das sich wunderbar in meine Reiseplanung eingefügt hat. Die Tage darauf habe ich die Blue Mountains zu Fuß erkundet, und die Eindrücke lassen sich am besten in Bildern wiedergeben.

 


 

Kurzum: Wasserfälle, wohin das Auge reicht. An meinem letzten Tag in den Blue Mountains habe ich die Jenolan Caves besichtigt, oder zumindest zwei davon.


 

Mittlerweile hatte sich das Wetter zum Besseren gewendet und zurück in Sydney habe ich ein paar Strandtage eingelegt. Leider war trotz besten Wetters sehr hoher Wellengang, weshalb an den meisten Stränden absolutes Badeverbot herrschte und nur am etwas überlaufenen Bondi Beach Badebetrieb gestattet war.

Downtown Auckland

Zeit für etwas Abwechslung, und dazu bin ich nach Auckland (Neuseeland) geflogen, um zunächst eine Freundin (Sonja) zu besuchen. Die Wohnsituation in Sydney war zuletzt nicht mehr ganz das Wahre, da mein einer Mitbewohner die meiste Zeit auf Arbeit war und der andere sich täglich bis zur Bewusstlosigkeit bekifft und die restliche Zeit mit Computerspielen verbracht hat – offiziell war er auf Jobsuche. Außerdem ließen diverse Krabbeltiere an der Hygiene der Wohnung zweifeln…


Entsprechend wohl habe ich mich daher erstmal in Auckland gefühlt, wo ich ebenfalls mein eigenes Zimmer und vier nette Mitbewohner hatte, wobei die vierte Person nur sehr sporadisch anzutreffen war. Andererseits wurde mir von vielen Seiten erzählt, dass Auckland nicht unbedingt die schönste Stadt des Landes sei, und nach dem ersten Fahrradausflug entlang der Strandpromenade konnte ich das durchaus nachvollziehen. Alle 100 Meter fühlt sich eine Gruppe “jung” gebliebener Idioten in getuneten Autos dazu berufen, einen blöden Spruch aus dem Fenster zu schreien. Das Bussystem ist undurchschaubar und unzuverlässig, die Busfahrer kennen teilweise die Namen ihrer wichtigsten Haltestellen nicht und offenbar als Konsequenz davon scheint der Volkssport Nr. 1 betrunkenes Autofahren zu sein. Den Vorschusslorbeeren, dass Neuseeländer eines der freundlichsten Völkchen seien, konnte zumindest Auckland nicht gerecht werden, und so habe ich die erste Woche v.a. mit meinen Mitbewohnern verbracht und den BBQ auf dem Balkon genossen.

Piha Beach, nahe Auckland

Auckland bei Nacht

Rangitoto Island

Einen Tagesausflug habe ich nach Rangitoto Island unternommen, eine vulkanische Insel unmittelbar vor Auckland und vom Festland aus kaum zu übersehen.

Sieht aus, als hätte jemand frisch umgegraben, ist aber massives Vulkangestein

Blick zurück auf Auckland

Überraschend grün: Der Vulkankrater

Ein weiterer Ausflug hat mich ins Sealife Aquarium geführt, wo mich v.a. die Pinguine begeistert haben.

Kopflos?


Faszinierend war auch ein offenes Becken, in dem riesige Rochen quasi zum Anfassen (nicht empfohlen) vorbeigeschwommen sind.


In der übrigen Zeit habe ich mich als Künstlerberater bzw. Inspirateur (?) geübt. Zwar habe ich an der praktischen Umsetzung keinen Anteil, aber Idee und Titel (“Cannibalism”) stammen von mir, und deswegen möchte ich euch dieses Kunstwerk von Sonja nicht vorenthalten:


In erster Linie ist Neuseeland natürlich für seine Natur bekannt, und damit ich davon auch etwas mitbekomm, habe ich mich in der zweiten Woche per Bus auf den Weg ins beschauliche Taupo begeben. In Taupo kann man neben Bungee-Jumping und Sky-Diving zahlreiche heiße Quellen erkunden, von denen einige kostenlos zugänglich sind.


Faszinierend war dabei v.a., dass die Quellen direkt in einen Fluss münden und man mit ein paar Zügen zwischen eiskalt und (fast) kochend heiß variieren konnte. Ich bin dem Fluss noch ein paar Meter zu Fuß gefolgt, um zu einem reißenden Wasserfall zu gelangen.

 

Das eigentliche Highlight rund um Taupo ist die Tongariro Crossing, eine 19 km lange Wanderung zwischen aktiven Vulkanen und Smaragd-Seen. Auch auf dieser Strecke gab es immer wieder heiße Quellen, die teilweise unterirdisch verliefen und nur am aufsteigenden Dampf zu erahnen waren. Die Wanderung ohne jeglichen Schatten war anstrengend und im wahrsten Sinne des Wortes steinig, aber die Aussichten waren jede Mühen wert.



 



Taupos billigste Attraktion, abgesehen von den kostenlosen Quellen: McDonald’s.


Auf dem Weg zurück nach Auckland habe ich für eine Nacht Halt in Rotorua gemacht, wo ich mir noch am Ankunfstag eine Ziplining-Tour durch die Baumkronen des Regenwalds geleistet habe.

Tritt ins Leere

Rotorua hat noch mehr heiße Quellen als Taupo, was sich in erster Linie in einem je nach Windrichtung mehr oder weniger strengen Gestank in der ganzen Stadt äußert. Außerdem habe ich mir in einem Zoo ein kleines Weihnachtsgeschenk gemacht, indem ich einen Kiwi gesponsort habe. “Grizzly” ist am 6. November 2013 geschlüpft, wog bei der letzten Messung 305 Gramm und bis zu seiner oder ihrer Entlassung in die Wildnis bekomm ich nun kleine Updates über Grizzlys Wohlergehen.

Wo wir beim Thema sind: Weihnachten war ziemlich seltsam, wie das eben so ist, bei Sonne und ohne Familie oder engere Freunde. Am ersten Weihnachtsfeiertag (der in Neuseeland wiederum der eigentliche Weihnachtstag ist) waren wir bei den Familienfeiern von Sonjas Arbeitskollegen eingeladen, und zumindest die Lego-Geschenke der Kinder haben etwas Weihnachtsstimmung aufkommen lassen. Wie dem auch sei, Weihnachten ist einfach am schönsten zuhause.

Zurück in Sydney stand ja bekanntlich das nächste Fest an. Für die letzten Tage im Jahr 2013 hatte ich mich in meiner alten und geliebten WG einquartiert und mich endlich mal wieder rundum wohl gefühlt. Viel erlebt habe ich nicht, dafür viel Zeit mit guten Freunden verbracht, die ich über 2 Jahre nicht gesehen hatte. Zum Jahreswechsel haben wir eine kleine Feier in der WG auf die Beine gestellt, und während eine Kletteraktion aufs Dach der Nachbarn nicht mit der erwarteten Aussicht auf die Innenstadt belohnt wurde, hat sich ein 5-minütiger Spaziergang als erfolgreich erwiesen.

Happy New Year!

Die ersten zwei Tage im neuen Jahr waren quasi ein Spiegelbild der letzten Tage des alten Jahres: Rumgammeln, quatschen, Musik hören, BBQ. Und von vorn. Aber nach all dieser Entspannung steht nun wieder ein etwas erlebnisorientierterer Reiseabschnitt an. Ich bin bereits in Melbourne, und morgen früh geht es auf eine 2-tägige Erkundungstour auf Phillip Island, gefolgt von der Great Ocean Road und vielen weiteren Highlights. Ich hoffe ihr hattet alle einen schönen Start ins neue Jahr und habt den Bericht und die Bilder genossen!


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