22 November 2010

Public Transport

Im Regen stehen gelassen: CityRail & Co.

Keine Angst, ich beschwer mich nicht schon wieder über das Wetter, und das Bild ist schon ein wenig älter - inzwischen scheint hier die Sonne und mein Wochenende war wunderschön. Nur etwas zuviel Ruhe seitens CityRail hat reichlich Hektik in meine Planung gebracht. Das öffentliche Verkehrssystem bietet genügend Stoff für ein eigenes Studium - während das U-Bahn-Netzwerk recht überschaubar ist, streiten sich ein halbes Dutzend staatliche und private Busunternehmen um die zahlenden Fahrgäste, dazu kommen private Straßenbahnen und die Fähren. Immerhin gibt es ein allgemeingültiges Ticket für U-Bahn (in einem begrenzten Bereich), Fähren und Busse, für letztere gibt es aber keinen Netzplan und somit hilft nur Erfahrung bei der Suche nach dem passenden Bus. Erschwerend kommt hinzu, dass die Suchfunktion auf der Webseite des ÖPNV höchst untransparent ist und einem immer nur den theoretisch schnellsten Weg ausgibt, und dann erst 20 Minuten später nach weiteren Routen sucht. Man hat also keine Wahl, ob man mit 1 Minute Anschlussaufenthalt und 3 mal umsteigen ans Ziel kommt, oder lieber 5 Minuten länger braucht und dafür mit einem Zug durchfährt.


Besonders interessant war diese Geschichte dann am Wochenende, weil ein großer Umstiegspunkt wegen Bauarbeiten gesperrt war und man somit wohl oder übel auf Busse ausweichen musste. Die haben praktischerweise ein Display, an dem nur die Nummer und die allgemeine Route dran steht - für die Richtung ist offenbar kein Platz, und an den Haltestellenschildern kann man froh sein, wenn die Busnummer irgendwo klein dran steht. Das ist mir am Samstag auf dem Weg zum Surfkurs gleich zum Verhängnis geworden, da meine Buslinie zeitgleich aus beiden Richtungen ankam und ich mich auf gut Glück für eine Straßenseite entscheiden musste - während mir also der eine Busfahrer freundlich mitteilte, dass mein Bus auf der anderen Seite abfährt, hielt der andere Busfahrer garnicht erst an... der Bus fährt einmal stündlich.


Mit einem großen Umweg mit der U-Bahn bin ich dann doch halbwegs pünktlich am Stand angekommen und das Wochenende durfte beginnen - strahlend blauer Himmel und quasi Privatunterricht, da sich außer mir nur eine Australierin zur Vormittags-Surfstunde eingefunden hatte. Zum Surfen bleibt eigentlich nur zu sagen, dass es vermutlich die kraftraubendste Sportart ist, die ich je probiert habe, aber es macht unheimlich viel Spaß. Vor allem das Paddeln kostet viel Armkraft, die man auch zum Aufstehen gut gebrauchen kann - ich denke aber, dass ich mich ganz gut angestellt habe und sobald mein Muskelkater etwas nachlässt, werde ich den nächsten Versuch wagen.


Eigentlich hatte ich mich schon mit einem ganz entspannten Strandwochenende ohne große Erlebnisse angefreundet und mir daher viel Zeit zum Lesen & Baden am Strand gelassen. Und für den Heimweg mit dem Bus natürlich. Zu Hause angekommen, habe ich aber festgestellt, dass etwas nördlich von Sydney ein vielversprechendes Hip-Hop-Event mit zahlreichen lokalen Live-Acts stattfindet und das wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen, zumal ich ja irgendwie auch mal ein paar Australier kennenlernen möchte.


Nach geschlagenen zweieinhalb Stunden Bus- und Bahnfahrt war ich dann auch am Ziel, aber die Reise hat sich gelohnt. Etwas verwundert war ich, dass sich nur ca. 50 Leute in dem Konzertsaal mit einladender Terrasse eingefunden hatten, dafür herrschte eine im Vergleich zu Dresdner Hip-Hop-Events sehr entspannte Atmosphäre und es hat keine 20 Minuten gedauert, bis ich die ersten Kontakte knüpfen konnte. Mit einer Australierin habe ich mich super verstanden und nun muss ich mich wohl nichtmehr um fehlende Begleitung bei Hip-Hop-Events sorgen. Zumal es hier eine große Hilfe ist, Leute zu kennen, die sich in der Szene auskennen, da es praktisch keine Online-Magazine geschweige denn Print-Magazine gibt, die sich mit Hip Hop beschäftigen, was die Suche nach Veranstaltungen und interessanten Künstlern ziemlich schwierig gestaltet. Gegen halb 2 habe ich mich dann auf den 2-stündigen Heimweg gemacht, versüßt durch das neue Kanye-West-Album "My beautiful dark twisted Fantasy" - an dieser Stelle eine ganz große Kaufempfehlung!
(Achtung, Insider: Im Preis enthalten ist die fantastische Zeile "I choke a South Park writer with a Fish Stick")


Ansonsten habe ich das Wochenende dazu genutzt, mit daheimgebliebenen und noch weiter entfernten Freunden zu telefonieren und meine Nahrungsvorräte aufzufüllen. Wichtige Erkenntnis hierbei: Während Bier wie schon mehrfach angesprochen sehr teuer ist und Vodka & Co. bei Einstiegspreisen jenseits der $40-Marke praktisch unbezahlbar sind, gibt es genießbaren Wein schon ab $5 pro Flasche.

Seit heute bin ich wieder voll im Büroalltag angekommen und schraube fleißig weiter an einer iPhone-App, die eventuell noch dieses Jahr ihren Weg in den App Store findet - ich sag bescheid wenn's soweit ist. Davon abgesehen wird es ab Donnerstag wieder interessant, denn ich habe mir ein Ticket für das Bone-Thugs-N-Harmony-Konzert geleistet und bin gespannt, ob die älteren Herren ihre $50 wert sind. Freitag muss ich zusehen, ob ich eine verfrühte Büro-Weihnachtsfeier und ein A-Tribe-Called-Quest-Konzert unter einen Hut bekommen kann und für Samstag habe ich auch bereits zwei Event-Tipps, so langsam macht also auch das soziale Leben Fortschritte.

Für Teil VI der Aussie-Facts kommen wir noch einmal zum Einstiegsthema zurück. Besonders große Rechenkünste legen die Damen und Herren von CityRail bei der Kalkulierung der "Monatskarte" an den Tag, deren Preis von $190 zwar eine lange Haltbarkeit suggeriert, tatsächlich aber eine etwas knappe Auslegung des Monats auf genau 4 Wochen vorsieht - somit braucht man im Jahr 13 Monatskarten. Gewusst wie?!

Bis bald,
Hagi

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