Wie ihr an der Frequenz meiner Beiträge erkennen könnt, kehrt hier so langsam der Alltag ein, die Zeit der Abenteuerreisen, Kulturschocks und spektakulären Ereignisse ist ein wenig vorbei oder zumindest auf die Wochenenden verlagert worden. Dass ich heut wieder etwas Zeit zum Schreiben finde liegt in erster Linie daran, dass ich seit zwei Tagen eine Entzündung an der Nase mit mir herumschleppe und heute eher von Arbeit los bin, um dem örtlichen Doktor mal Hallo zu sagen. Der war für $50 "Praxisgebühr" auch sehr freundlich und hat mir Antibiotika verschrieben, die hoffentlich schnell anschlagen.
Am Wetter hat sich nicht viel geändert - aus dem Haus kommt man schwer ohne nasse Füße, in Teilen von New South Wales herrscht Katastrophenalarm wegen Überschwemmungen |
"Wet Floor" - wie wahr... |
Spit Syndicate (Joyride an den Decks) |
The Tongue |
Nach dem etwas enttäuschenden Konzert-Einstand in Sydney habe ich die vergangenen Wochenenden vor allem dazu genutzt, einen etwas genaueren Überblick der australischen Rap-Szene zu gewinnen und bin denke ich bereits im fortgeschrittenen Stadium angekommen. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Hip-Hop-Szene hier ziemlich übersichtlich, aber dafür umso sympatischer ist. Oben seht ihr das Video zum Song "Crazy" von The Tongue und Joyride, einer erst kürzlich veröffentlichten Lobeshymne auf Sydney und definitiv hörens- und sehenswert. Beide beteiligten Künstler habe ich auch bereits live gesehen, und mich überrascht immer wieder, wie souverän die Live-Shows der hiesigen Rapper sind. Egal ob man sich jetzt den kommenden Superstar oder völlig unbekannte Acts anschaut, alle Verstehen ihr Handwerk und die in Deutschland üblichen Textvergesser, nervigen Back-Ups oder einfach völlig überforderten Nachwuchsrapper sind mir bislang nicht über den Weg gelaufen. Die Shows sind in der Regel etwas kürzer, dafür von vorn bis hinten auf hohem Niveau und praktisch immer werden 2-3 interessante Acts im Vorprogramm geboten.
Briggs |
Offenbar kennt und respektiert man sich auch untereinander, nicht selten erblickt man die auftretenden Rapper eine Woche später beim nächsten Act feiernd im Publikum, oder als Gast auf der Bühne. Mein bisheriges Highlight war das Drapht-Konzert am vergangenen Samstag, bei dem in den ersten Reihen in bester K.I.Z- oder Casper-Manier herumgesprungen wurde, die Live-Band tat ihr Übriges. Das Album "Brothers Grimm" sei an dieser Stelle allen Neugierigen empfohlen, als Anspieltipps werf ich mal "Falling," "Where ya from" und "Boom Boom Boom" in den Raum - iTunes ist euer Freund. Damit möchte ich es an dieser Stelle auch erst einmal belassen, schließlich sind nicht alle meine Leser Rap-Fans, wie ich befürchte. Und wenn doch, könnt ihr euch alle schonmal auf ein Aussie-Rap-Special bei Mixery Raw Deluxe freuen, ich verbringe meine freien Minuten gerade damit, Labels und Künstler dafür zu kontaktieren...
Ladies and Gentlemen: Drapht! |
Deutlich populärer als Rap-Musik ist Motorsport in Australien - das Formel-1-Rennen in Melbourne sowie der Motorrad-WM-Lauf auf Phillip Island zählen zu den Highlights im Kalender der jeweiligen Serien, und die nationale Tourenwagenmeisterschaft der V8 Supercars erfreut sich größter Beliebtheit. Völlig zurecht, wie ich feststellen durfte - die Rennen sind der Wahnsinn, keine Spur von Perlenschnur-Rennen, wie man sie in der Formel 1 und DTM zu oft zu sehen bekommt. In Sydney fanden nun die beiden Finalläufe à 250 km statt, und vor dem Samstagsrennen hatten noch 3 Fahrer intakte Meisterschaftschancen. Das Ergebnis: Nach wildem Durcheinander, verschiedenen Strategien und Regen fanden sich zu Beginn des letzten Renndrittels alle Titelkandidaten auf den Plätzen 1-3, nur um alle zusammen in der schnellsten Kurve mit Aquaplaning in die Mauer zu fahren. Da man für jeden Platz Punkte bekommt (sofern man es ins Ziel schafft), wurde das Duell um die Meisterschaft von den Fahrern in die Hände der Mechaniker gelegt, die etwa 10 Minuten hatten, um den an allen Autos recht ähnlichen Aufhängungsschaden zu beheben - eine Crew hat dieses kleine Meisterstück geschafft und damit ihren Fahrer praktisch zum Champion gekrönt - am Sonntag reichte ihm dann Platz 21 zum Titel.
Zieleinlauf der zusammengeflickten Meisterschaftsautos |
Besagtes Rennen habe ich mir dann nicht im TV, sondern live vor Ort angeschaut. Das war zwar schon ein Erlebnis, aber letztlich verpasst man viel zu viel, wenn man nicht gerade $200 für einen Platz auf den Tribünen mit gutem Blick auf eine der eher rar gesäten Videoleinwände übrig hat. Dem Fußvolk werden dafür Werbetafeln an den Kurvenscheitelpunkten vor die Nase geschraubt.
Nichtsdestotrotz ist der wohlriechende Geruch von Benzin & verbranntem Gummi in Kombination mit dem herrlichen Sound der Autos den Eintritt wert gewesen, besonders schön anzusehen und -hören waren übrigens diese etwas älteren Flitzer aus dem Rahmenprogramm:
Aussie-Facts, Pt. VIII: Was Internetgeschwindigkeit angeht, ist man in Deutschland ziemlich verwöhnt (wie in vielen anderen Bereichen auch): ADSL 2+ ist hier gerade der angesagte Trend, was laut Wikipedia einer Downloadrate von 25 Mbit/s entspricht - wieviele Häuser sich in so eine Leitung reinteilen möchte ich nicht wissen, denn zu den Hauptzeiten am Abend laden nicht einmal animierte GIF-Grafiken schnell genug für ein rechtzeitiges Abspielen, YouTube, Skype & Co. kann man dann völlig vergessen. Selbst im Büro auf Arbeit sind größere Downloads ein zeitraubendes Ereignis, und praktisch jeder Tarif kommt mit einer Volumenbegrenzung, die nur in sogenannte "Off Peak Hours," zwischen 2 Uhr und 7 Uhr, aussetzt. Dank der geringen Downloadraten besteht aber auch zur Peak Hour keine wirkliche Gefahr...
Grüße ins verschneite Deutschland!
Hagi
Hey, muss mich noch mal bei dir bedanken, du hast mir heute morgen die extrem langen wartezeiten an den bushaltestellen verkürzt - hatte es endlich mal geschafft, die restlichen posts hier im blog zu lesen. sehr spannend!! bin mal gespannt was für ne äääpp die tage bei rauskommt. viel spaß noch in australien..Stephan
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